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Glücksspiel-Geldwäscheskandal in Griechenland: Lücke bei Bar-Einzahlungen
In Griechenland verdichten sich Hinweise auf einen weitreichenden Geldwäscheskandal im Umfeld legaler Online-Glücksspielangebote. Nach Angaben der zuständigen Geldwäschebehörde stehen über 200 Personen im Fokus der Ermittlungen. Die griechische Finanzaufsicht hatte in der vergangenen Woche Alarm geschlagen.
Ermittlungen und Verdächtige
Unter den Verdächtigen befinden sich hochrangige Beamte, darunter Ministerialdirektoren und Dienststellenleiter, die die eingesetzten Summen nicht mit ihren legalen Einkünften rechtfertigen können.
Aus den vorliegenden Berichten: Man habe Akteure identifiziert, „denen es mit diesem Plan gelungen war, sich dem Kontrollnetz zu entziehen“, und die so „unter dem Radar des Gesetzes“ geblieben seien.
Die Untersuchungen führt die Unabhängige Behörde für Geldwäschebekämpfung unter Leitung des Ehrenstaatsanwalts am Obersten Gerichtshof Charalambos Vourliotis. Dieser habe unverzüglich die erforderlichen Maßnahmen ergriffen und den Weg für die Legalisierung von Geldern gesperrt, deren rechtmäßige Herkunft geprüft wird.
So funktionierte die mutmaßliche Geldwäsche
Die Ermittler rekonstruieren ein standardisiertes Vorgehen, das auf Bar-Einzahlungen außerhalb des digitalen Zahlungsverkehrs beruhte:
- Kontoeröffnung: Verdächtige eröffneten ein verifiziertes Konto bei einem legalen Online-Wettanbieter und erhielten einen persönlichen Einzahlungs-Code:
- „Kunden – Spieler eröffneten zunächst ein Konto bei legalen Online-Glücksspielanbietern und erhielten einen Code …“
- Bargeldeinzahlung über Agenten: Statt klassischer Online-Überweisungen wurden Bargeldbeträge bei Agenten/Inkassobeauftragten eingezahlt – Kioske, Tante-Emma-Läden, Minimärkte und Tankstellen fungierten als Annahmestellen:
- „ Die Geldflüsse liefen „über Agenten – Inkassobeauftragte – Ladenbesitzer … die nichts mit dem Finanzsektor und Glücksspielen zu tun haben“.
- Aufladung des Spielerkontos: Die Agenten luden das Bargeld unter Verwendung des persönlichen Codes auf das Wettkonto.
- Rücküberweisung als „Gewinn“: In einem finalen Schritt veranlassten die Spieler Auszahlungen vom Wettkonto auf ihre Bankkonten, formal dokumentiert als Glücksspielgewinne. So wurde das Bargeld mit einem Mantel der Legalität versehen.
Entscheidend war dabei eine Regelungslücke: Während online initiierte Transfers ab gewissen Schwellen automatisch geprüft werden, konnten hohe Bareinzahlungen an den physischen Annahmestellen ohne Herkunftsnachweis erfolgen.
Umfang der Geldströme und Zahlenbild
Die Hinweise deuten auf erhebliche Volumina: Pro Spieler werden Umsätze zwischen 100 € und bis zu 1.000.000 € genannt. Einige Wetten bis zu 1 Million Euro seien dokumentiert.
Nach weiteren Angaben beläuft sich der Gesamtbetrag, den die Behörde aktuell prüft, auf rund 1 Mio. €. Zugleich ist in den Berichten von Bargeld in Millionenhöhe die Rede, das über den beschriebenen Mechanismus geflossen sein soll.
Beteiligte Anbieter und Aufsichtsbewertung
Nach derzeitiger Lesart der Ermittler wurden rund zehn in Griechenland lizenzierte Online-Anbieter bzw. Wettbüros als Kanäle genutzt. Die Behörden gehen aktuell nicht davon aus, dass die Anbieter selbst in die Taten verwickelt sind.
Gleichwohl fällt ein schlechtes Licht auf die Kontrollinstanzen der Branche, weil über physische Vertriebskanäle wie Agenten in Kiosken, Minimärkten, Tankstellen hohe Summen ohne ausreichende Herkunftsprüfung eingezahlt werden konnten.
Die Aufsichts- und Kontrollkommission für Glücksspiele (EEEP) wurde offiziell informiert, um die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen und das System vor entsprechenden Machenschaften zu schützen.
Forensische Feststellungen: Muster und Abgleich
Die Geschäfte flogen auf durch routinemäßige Abgleiche der Geldflüsse auf Glücksspielkonten mit den Steuerunterlagen der Betroffenen. Dabei sollen hohe Diskrepanzen entdeckt worden sein. Die Geldflüsse lagen deutlich über den Monatsverdiensten der mutmaßlich Beteiligten.
Die Behörde habe daraufhin das finanzielle Profil jedes Einzelnen skizziert und die angegebenen Einkünfte mit den Einsatz- und Auszahlungssummen verglichen. Laut den Berichten handele es sich um eine gründliche, methodische und monatelange Untersuchung, die eine riesige Lücke geschlossen habe, über die Kriminelle durch legale Wetten Schwarzgeld waschen konnten.
Maßnahmen, Status und nächste Schritte
Behördenseitig wurden präventive Sperren gegen die Legalisierung zweifelhafter Mittel eingerichtet, während die Ermittlungen fortlaufen. Parallel ist die EEEP involviert, um aufsichtsrechtliche Folgerungen zu ziehen und die Schwachstelle bei Bar-Einzahlungen über Agenten zu adressieren.
Den Verdächtigen wird Geldwäsche vorgeworfen. Im Falle einer Verurteilung drohen hohe Geld- und Haftstrafen. Die endgültige Größenordnung des Falls soll das laufende Verfahren klären.
Der Fall unterstreicht, dass Online-Glücksspiel weltweit zu den größten Risiken für illegale Finanztransaktionen zählt. Das Agentenmodell mit Bar-Einzahlungen über nicht-finanzielle Handelsstellen erweist sich als Kernschwachstelle, insbesondere dort, wo automatisierte Prüfmechanismen von Online-Transaktionen nicht greifen.
Quellen:
Επιτροπή Εποπτείας και Ελέγχου Παιγνίων (ΕΕΕΠ)
Bildquelle:
KI-generiert