GGL warnt vor illegalen Gesellschaftswetten

Die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) warnt vor Gesellschafts- und Unterhaltungswetten – etwa auf Polymarket. Solche Angebote sind nach GlüStV 2021 nicht erlaubnisfähig und damit illegal.

Sabine Löwenberger Datum: Lesedauer: min.
zuletzt aktualisiert: 08.09.2025

GGL warnt vor illegalen Gesellschaftswetten

Die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) warnt vor Gesellschafts- und Unterhaltungswetten – etwa auf Polymarket. Solche Angebote sind nach GlüStV 2021 nicht erlaubnisfähig und damit illegal.

Inhaltsverzeichnis

    GGL warnt eindringlich vor illegalen Gesellschaftswetten – Polymarket & Co. im Fokus

    Die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) warnt eindringlich vor der Teilnahme an sogenannten Gesellschafts- bzw. Unterhaltungswetten gegen Entgelt. Anlass ist die stark gestiegene öffentliche Berichterstattung in regionalen und überregionalen Medien über entsprechende Angebote in den vergangenen Wochen und Monaten, zuletzt sogar über Wetten auf den Ausgang des Ukraine-Krieges.

    Was sind Gesellschaftswetten?

    Gesellschaftswetten beziehen sich auf Ereignisse des öffentlichen und gesellschaftlichen Lebens außerhalb des Sports: politische Wahlen, Gerichtsurteile, Naturkatastrophen, prominente Ereignisse, wirtschaftliche Entwicklungen oder kulturelle Rankings. Dazu gehören unter anderem:

    • Nobelpreisträger eines Jahres
    • Spotify Top Artists 2025
    • Ort eines möglichen Treffens zwischen Donald Trump und Wolodymyr Selenskyj
    • Bitcoin-Preis in einem bestimmten Monat
    • Promi-Ereignisse wie Verlobung/Heirat oder Auftritte (z. B. Taylor Swift & Travis Kelce, Super-Bowl-Halbzeitshow 2026)

    Wörtlich heißt es seitens der GGL:

    „Die zunehmende öffentliche Präsenz solcher Angebote veranlasst die Behörde, die Bevölkerung gezielt zu warnen und über die rechtliche Lage und Gefahren illegaler Wetten aufzuklären.“

    Plattformen und Funktionsweise: Polymarket & Kalshi

    Im Zentrum der Warnungen stehen internationale Anbieter wie Polymarket sowie Kalshi. Das zugrundeliegende Konzept sind sogenannte Prediction Markets:

    • Nutzer kaufen/verkaufen Anteile an möglichen Ereignisausgängen.
    • Die Preise spiegeln live die Einschätzungen der Marktteilnehmer wider.
    • Beispiel (Kalshi): Wer auf ein „Ja“-Ereignis setzt, zahlt etwa 0,75 US-$ bei 75 % erwarteter Eintrittswahrscheinlichkeit, die „Nein“-Seite zahlt 0,25 US-$. Bei Eintritt des Ereignisses werden 1 US-$ pro Anteil ausgezahlt; andernfalls verfällt der Einsatz.

    Konkrete Zahl: Nach Bekanntwerden der Verlobung von Taylor Swift und Travis Kelce wurden bei Kalshi in den ersten Stunden Einsätze im Umfang von rund 80.000 US-$ registriert.

    Auf solchen Märkten zählt nicht jede Stimme gleich, sondern der größte Einfluss des höchsten Geldeinsatzes. Während der US-Wahl 2024 sei der Einfluss von Tech-Investoren diskutiert worden:

    Elon Musk habe sich als Befürworter von Polymarket gezeigt und Quoten auf X teils wie Umfragewerte verbreitet. Tech-Unternehmer und Milliardär Peter Thiel soll 70 Mio. US-$ in Polymarket investiert haben. Diese Mechanik kann die öffentliche Wahrnehmung politischer Stimmungen beeinflussen.

    Die Strafverfolgung gegen Plattformen wie Polymarket gestaltet sich in Deutschland jedoch schwierig, da die Angebote aus dem Ausland (USA) stammen, dezentral organisiert sind und Kryptowährungen nutzen.

    Rechtliche Einordnung: GlüStV 2021

    Die GGL stellt klar: Gesellschafts- und Unterhaltungswetten gegen Entgelt sind nach geltendem deutschem Recht nicht erlaubnisfähig und damit illegal. Grundlage ist der Glücksspielstaatsvertrag 2021. Wörtlich:

    „Aufgrund der hohen Manipulationsgefahr sind solche Wetten laut § 3 Abs. 1 Satz 4 in Verbindung mit § 4 Abs. 5 des Glücksspielstaatsvertrags 2021 (GlüStV 2021) nicht genehmigungsfähig. Der Gesetzgeber hat ausschließlich Wetten auf definierte Sportereignisse mit überprüfbaren Ergebnissen und klaren Regeln als erlaubnisfähig zugelassen.“

    Damit gilt: Jede andere Art von Wetten außerhalb definierter Sportereignisse ist verboten und nicht erlaubnisfähig.

    Manipulationsrisiken: Warum die GGL warnt

    Nach Einschätzung der GGL sind Gesellschaftswetten „besonders anfällig für Manipulation“, weil sie „häufig auf unklaren, subjektiven oder beeinflussbaren Ereignissen basieren“.

    Anders als im Sport fehlt oft ein objektivierbares, überprüfbares Ergebnis mit festem Regelwerk. Zusätzlich besteht das Risiko öffentlicher oder finanzieller Einflussnahme auf Stimmungsbilder und Quoten.

    Die GGL betont die Strafbarkeit dieser Angebote. Darunter fallen:

    • Veranstalten illegaler Wetten
    • Vermitteln/Bewerben entsprechender Angebote
    • Teilnahme durch Verbraucherinnen und Verbraucher

    Für illegales Wettspiel drohen Freiheitsstrafen von bis zu sechs Monaten oder Geldstrafen – mit dem Hinweis, dass die Geldbuße potenziell höher ausfallen kann als ein spekulativer Wettgewinn.

    International existieren bereits restriktive Schritte: In Australien wurde das Angebot von Polymarket blockiert. Ob die GGL in Deutschland weitere Maßnahmen einleitet, bleibt offen.

    Quellen:

    Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL)

    Spiegel

    Bildquelle: 

    GGL

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