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Der brasilianische Zentralbankrat will wissen, inwieweit der Glücksspielmarkt die künftige Inflation vorhersagen kann. Am 18. Juli 2025 wurden die Anbieter über den offiziellen Pre-Copom-Fragebogen aufgefordert, Prognosen zur Preisentwicklung für Glücksspiele in den Jahren 2025 und 2026 abzugeben. Die Ergebnisse sollen bei der geldpolitischen Sitzung am 29. und 30. Juli in die Entscheidungsfindung einfließen, berichten aktuell brasilianische Medien.
Glücksspiel erstmals Teil der offiziellen Inflationsumfrage
Mit der aktuellen Ausgabe des sogenannten Questionário Pré-Copom (QPC) hat die Banco Central do Brasil erstmals Glücksspiele als eigene Kategorie zur Inflationsprognose aufgenommen. Die Befragung wurde wie üblich am vorletzten Freitag vor der nächsten geldpolitischen Ratssitzung veröffentlicht.
Der Fragebogen wird regelmäßig an Marktanalysten, Banken, Vermögensverwalter und Ökonomen geschickt, um deren Einschätzungen zur künftigen Entwicklung des Verbraucherpreisindex IPCA zu sammeln.
Neben den Standardpositionen wie Benzin, Stromtarife, Gesundheit oder Lebensmittelpreise fragt der aktuelle QPC nun erstmals auch nach der erwarteten Teuerung bei Glücksspielen sowie Neuwagen. Die Angaben dienen der Vorbereitung der Copom-Sitzung, bei der über den Leitzins entschieden wird.
Das Ziel sei es, besser abschätzen zu können, wie stark einzelne Konsumsegmente zur Gesamtinflation beitragen. Auch Fragen zu Arbeitslosigkeit, Reallöhnen und den Auswirkungen geopolitischer Entwicklungen auf die Inflation seien Teil des Fragebogens.
Reguliertes Glücksspiel in Brasilien ist noch jung
Dass Glücksspiele überhaupt Teil geldpolitischer Überlegungen werden, zeigt, wie stark sich der Sektor in Brasilien in kurzer Zeit gewandelt hat. Noch bis vor wenigen Jahren war der Großteil des Glücksspiels verboten. Erst 2018 wurde Sportwetten legalisiert, 2023 folgte ein Regulierungsrahmen für Online-Angebote.
Die Umsetzung der neuen Regelungen ist seit 2024 in vollem Gange. Seitdem erhalten lizenzierte Anbieter Zugang zum brasilianischen Markt, während gleichzeitig Maßnahmen gegen illegale Seiten verschärft wurden.
Die Zentralbank greift den Sektor nun auch analytisch auf, was nicht nur ein Signal institutioneller Anerkennung ist, sondern auch zeigt, dass Glücksspiele mittlerweile als potenziell inflationsrelevant gelten.
Angesichts des wachsenden Angebots, steigender Nutzerzahlen und der wachsenden Bedeutung für den Konsum dürfte der Bereich künftig häufiger im Fokus stehen, nicht nur bei Aufsichtsbehörden, sondern auch in der Wirtschafts- und Geldpolitik.
Quellen: Banco Central do Brasil, Valor Globo