Belgien warnt vor Kontrollverlust über Glücksspielmarkt

Belgiens verschärfte Glücksspielgesetze zeigen unerwartete Folgen: Immer mehr Spieler – vor allem junge Männer – weichen auf unregulierte Schwarzmarktseiten aus.

Sabine Löwenberger Datum: Lesedauer: min.
zuletzt aktualisiert: 05.06.2025

Belgien warnt vor Kontrollverlust über Glücksspielmarkt

Belgiens verschärfte Glücksspielgesetze zeigen unerwartete Folgen: Immer mehr Spieler – vor allem junge Männer – weichen auf unregulierte Schwarzmarktseiten aus.

Inhaltsverzeichnis

    Belgien warnt vor Kontrollverlust über Glücksspielmarkt: Schwarzmarkt wächst trotz Regulierung

    Seit September 2021 hat Belgien die Altersgrenze für alle Formen des Glücksspiels von 18 auf 21 Jahre angehoben. Diese Maßnahme war Teil eines umfassenden Maßnahmenpakets zum Spielerschutz. Doch wie eine neue, von der Belgischen Vereinigung der Glücksspielanbieter (BAGO) beauftragte Studie zeigt, hat die Regulierung auch unerwartete Nebenwirkungen: Die Beteiligung am illegalen Glücksspielmarkt ist drastisch gestiegen.

    Regulierung mit Nebenwirkungen: Neue Gesetze fördern illegale Aktivitäten

    Neben dem höheren Mindestalter wurden auch Bonusangebote verboten sowie ein Sponsoringverbot für Sportveranstaltungen durch Glücksspielunternehmen eingeführt.

    Letzteres gilt allerdings nicht für sozial engagierte Tochtergesellschaften wie die Entain Foundation. Ziel dieser Änderungen war es, junge Menschen besser vor Spielsucht und unseriösen Angeboten zu schützen.

    Erschreckende Zahlen: Jeder vierte Belgier spielt illegal

    Die Studie liefert alarmierende Einblicke in das Verhalten belgischer Spieler:

    • 25 % aller Spieler greifen regelmäßig auf nicht lizenzierte Glücksspielplattformen zu.
    • Besonders auffällig ist das Verhalten junger Männer zwischen 18 und 21 Jahren: 65 % dieser Altersgruppe nutzen illegale Glücksspielangebote – ein Anstieg um 15 Prozentpunkte seit der Gesetzesänderung.
    • Ebenfalls besorgniserregend: 47 % der Spieler, die sich zuvor selbst vom Glücksspiel ausgeschlossen hatten, spielen inzwischen wieder – allerdings auf unregulierten Seiten.

    Tom De Clercq, Vorsitzender der BAGO, warnt:

    „Wir befinden uns auf einer gefährlichen Abwärtsspirale. Immer mehr Menschen, vor allem junge Leute und gefährdete Gruppen, landen in einem illegalen Kreislauf ohne Regeln, ohne Kontrolle und ohne Schutz.“

    Illegal und unreguliert: Keine Alterskontrollen, kein Spielerschutz

    Illegale Glücksspielplattformen agieren vollständig außerhalb des gesetzlichen Rahmens. Sie sind nicht zur Altersverifikation verpflichtet, unterliegen keinen Einzahlungslimits und sind nicht an das EPIS-System (Excluded Persons Information System) angebunden.

    Letzteres ist eine zentrale Datenbank, in der Personen registriert sind, die sich vom Glücksspiel ausgeschlossen haben – eine zentrale Säule des belgischen Spielerschutzes seit 2004.

    Diese Angebote stellen ein erhöhtes Risiko für Spielsucht, finanzielle Ausbeutung und Betrug dar. Besonders gefährdet sind junge Spieler, die durch gesetzliche Sperren von legalen Angeboten ausgeschlossen werden, sich aber in den unregulierten digitalen Raum abwenden.

    Werbung auf Social Media als Brandbeschleuniger

    Ein wesentlicher Treiber für die Expansion des Schwarzmarktes ist laut BAGO die massive Präsenz illegaler Anbieter in sozialen Medien. Über aggressive Werbekampagnen werden vor allem junge Nutzer angesprochen – ein Effekt, den auch die Studie bestätigt. In einer Stellungnahme kommentiert BAGO:

    „Der Vormarsch illegaler Glücksspielanbieter, der durch intensive Werbung in den sozialen Medien angeheizt wird, ist eine Gefahr für die Politik, die Spieler zu sicheren, regulierten und verantwortungsvollen Glücksspielumgebungen führen will.“

    BAGO fordert entschlossenes Handeln: Koalitionsvereinbarung als Hoffnungsschimmer

    Angesichts der dramatischen Zahlen fordert BAGO sofortige politische Maßnahmen. Im Fokus steht die Stärkung der belgischen Glücksspielkommission (KSC). Die Organisation befürwortet nachdrücklich die geplante Koalitionsvereinbarung, die ab Juli in Kraft treten soll.

    Diese verfolgt drei zentrale Ziele:

    • Intensivierung der Bekämpfung des illegalen Glücksspiels
    • Modernisierung des Regulierungsrahmens
    • Schaffung von Rechtssicherheit für lizenzierte Anbieter

    Emmanuel Mewissen, Vizepräsident der BAGO, betont:

    „Nur wenn die Glücksspielkommission die nötigen Mittel erhält, kann sie sich zu einer starken Regulierungsbehörde entwickeln, illegale Anbieter wirksam bekämpfen, die Verbraucher schützen und einen gut regulierten privaten Markt aufrechterhalten.“

    Ohne entschlossenes Eingreifen droht der Kontrollverlust

    Die aktuellen Entwicklungen zeigen, dass gut gemeinte Regulierungsmaßnahmen auch kontraproduktive Effekte haben können, wenn sie nicht durch effektive Kontrolle und Alternativen begleitet werden. Die Verlagerung ins illegale Umfeld schwächt nicht nur den Spielerschutz, sondern gefährdet auch die Glaubwürdigkeit staatlicher Maßnahmen.

    Tom De Clercq erklärt abschließend:

    „Wenn wir nichts tun, läuft Belgien Gefahr, die Kontrolle über seinen Glücksspielmarkt zu verlieren.“

    Die Branche steht vor einem Wendepunkt. Ohne gezielte politische und regulatorische Reaktionen droht Belgien, die Kontrolle über seinen Glücksspielmarkt zu verlieren.

    Quelle: 

    Belgian Association of Gaming Operators (BAGO)

    Bildquelle: 

    Belgian Association of Gaming Operators (BAGO)

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